G. Laux, H.-J. Möller:
MEMORIX
Psychiatrie und Psychotherapie
Thieme-Verlag, Stuttgart-New York 2008. 474 S., 99 Abb., 179 Tab., € 29,95.
ISBN: 978-3-13-145431-7
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Wie sich die Zeiten ändern: Früher gab es höchstens 3 Lehrbücher der Psychiatrie (und das war schon mehr als die meisten, der damals so genannten „kleinen Fächer“ der Medizin anzubieten hatten). Heute gibt es mehr als zehnmal so viel (und das ist wiederum ungleich mehr als die Mehrzahl vergleichbarer medizinischer Disziplinen zu bieten hat). Der Psychiatrie gehört eben die Zukunft, daran gibt es keinen Zweifel, wenn man den epidemiologischen Experten glauben will.
Und so kommen ständig neue Lehrbücher der Psychiatrie und Psychotherapie auf den Markt, dessen Interesse daran offenbar unerschöpflich ist. Ist das ein Fehler? Nein. Gerade die alte Seelenheilkunde lebt von fachgerechten Informationen, gemäß der bekannten Weisheit: Wissen ist Macht – und hier vor allem Macht zu helfen, anderen und sich selber. Das aber setzt die erwähnte Information voraus. Die wird zwar inzwischen vom Internet dominiert (und in vielen Fällen nicht einmal so schlecht, das muss man anerkennen), aber die Grundlage sind und bleiben Bücher, populär-medizinische Sachbücher und mehr oder weniger spezialisierte und damit verständliche Fachbücher.
Am ergiebigsten sind und bleiben dabei die Lehrbücher. Hier kann man sich darauf verlassen, das Wichtigste und Häufigste in komprimierter Form zu finden. Dabei ist jeder Umfang vertreten, von handlich bis fast 2.000 Seiten stark und mehr als 6 Pfund schwer.
Hier gab und gibt es natürlich auch nach unten keine Grenzen: kleinformatige Taschenbücher (die dann auch wirklich in die Tasche passen, Fachbegriff: Pocket), früher sogar Broschüren für den Studenten-Unterricht. Inzwischen sind die Ansprüche gewachsen, und zwar inhaltlich wie formal. Das jüngste Kind dazu ist das Memorix (von memorieren = auswendig lernen) über Psychiatrie und Psychotherapie. Autoren sind die in puncto psychiatrische Fachbücher im Allgemeinen und sogar psychiatrische Lehrbücher (Mehrzahl!) im speziellen bewanderten Klinik-Direktoren Professor Dr. med. Dipl.-Psych. Gerd Laux (Inn-Salzach-Klinikum Wasserburg, Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatische Medizin und Neurologie) sowie Professor Dr. Hans-Jürgen Möller (Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum der Universität München).
Das handliche, strapazierfähige und vom Druck trotz seiner Größe (Kleinheit) noch gut lesbare Taschenbuch hatte einen Vorgänger im Enke-Verlag, der nun 10 Jahre später einen umfassend-informierenden Nachfolger gefunden hat. Einzelheiten würden hier zu weit führen, aber Stichproben ergeben: der Werbetext hat Recht: Praxisgerechte Darstellung mit 179 Tabellen und 99 Abbildungen auf 474 (dann doch eng bedruckten) Seiten, konkrete Handlungsanweisungen für die Praxis (deshalb nicht nur für Psychiater, sondern auch Neurologen, Internisten und Allgemeinärzte geeignet), ja Vorschläge für Vordrucke, Protokolle und den Schriftverkehr generell (wer hätte je gedacht, dass so etwas einmal wichtig werden könnte oder müsste), ferner Muster-Arztbrief, Gutachten-Aufbau usw. Und nicht zu vergessen: neue Fragestellungen, die nicht nur Konsiliar-Psychiatrie und Notfall-Psychiatrie betreffen, sondern auch das Qualitätsmanagement.
Das alles hat zwar seinen Preis, aber der ist nun wirklich gerechtfertigt. Komprimierter und umfassender zugleich kann man sich kaum informieren, und das in einem Fach, das schon ein gewisse „Darstellungs-Breite“ erzwingt, will man die Seele, insbesondere die kranke Seele nicht allzu mechanistisch und im Schnellverfahren diagnostisch, differenzial-diagnostisch und therapeutisch „abfertigen“. Kurz: ein empfehlenswertes „Büchlein“, das es aber in sich hat (VF).
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