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D. Urmes:
VON AFTERWOLF BIS ZIPPERLEIN
Wie die Krankheiten zu ihren Namen kamen
Marix-Verlag, Wiesbaden 2008. 288 S., € 10,00.
ISBN: 978-3-86539-155-1

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Wer wäre nicht schon an seiner Krankheit verzweifelt. Zum einen natürlich durch Beschwerdebild, Ursache, eine diagnostische und therapeutische Odyssee – und nicht zuletzt durch die medizinische Terminologie, Fachbegriffe, die man als Laie kaum versteht, manchmal nicht einmal richtig aussprechen kann. Viel professionelle Erläuterung kann man auch angesichts des Drucks, dem der Arzt heute ausgesetzt ist, kaum erwarten (früher aber auch nicht viel mehr, meinen manchen Kritiker). Machen greifen dann zu medizinischen Wörterbüchern – und finden einen Fachbegriff durch einen anderen erläutert… Manche erinnern sich auch an volkstümliche Bezeichnungen für gesundheitliche Probleme und medizinische Einordnung, aber auch das hilft nur bedingt weiter: Zum einen nicht zutreffend genug, zum anderen eine bisweilen verwirrende Fülle an alten (konkreter: veralteten) und neueren Namen. Kurz: Wo könnte man sich als Laie informieren?

Dafür stehen zahlreiche Lexika und inzwischen auch das Internet zur Verfügung (dessen Effektivität man nicht unterschätzen sollte, obgleich es – im Gegensatz zur Verlags-Bearbeitung – eigentlich ein fachlich unkontrolliertes Medium ist). Gibt es aber vielleicht auch ein Buch, das sich des Themas umfassend annimmt? Das gibt es. Natürlich mit einem markt-schreierischen Titel, nämlich Von Afterwolf bis Zipperlein, was zwar die erwünschte Aufmerksamkeit erzwingt, aber leider auch nicht so seriös wirkt, wie es Autor und Inhalt verdient hätten. Gleichwohl: Es ist ein empfehlenswertes Buch geworden, eine lobenswerte Fleißarbeit, verwirrend wie das „richtige Leben“, aber auch hilfreich, ja spannend und unterhaltsam geschrieben. Dabei will es kein medizinisches Fachbuch sein (was es auch nicht ist), beleuchtet Krankheiten und Krankheitsbezeichnungen eher aus historischer, anthropologischer und etymologischer Sicht, was bisweilen noch viel spannender als die eigentliche Pathologie ist. (Anthropologie: Wissenschaft von der Entwicklung des Menschen als biologischem und sozialem Wesen; Etymologie: Wissenschaft vom Ursprung und der Bedeutungsentwicklung der Wörter; Pathologie: Wissenschaft von den Ursachen und den körperlichen Auswirkungen der Krankheiten.)

So ist es auch ein kurzweiliges Lesebuch der Geschichte geworden, nachdenklich machend beim Rückblick auch Dankbarkeit aufkommen lassend, weil man in einer gesundheitlichen Sicherheit leben darf, die bisher einmalig ist. Und weil es eine so saubere Fleißarbeit ist, die über 1.600 Namen für alle möglichen Krankheiten untersucht (eben „Von Afterwolf bis Zipperlein“, also von A bis Z). So empfiehlt sich dieses Buch auch für Ärzte, Psychologen, Soziologen und alle Wissenschaftler, die sich mit dem Menschen, seiner gesellschaftlichen Entwicklung und vor allem seinen leidvollen Prüfungen beschäftigen. Dabei stößt man auf Unterstützungen, die in einem Lehrbuch nicht ausführlicher und solider geboten werden können: ein Glossar von Abszess bis Zyste, ein ausführliches Literaturverzeichnis einschließlich Internet-Websites und ein umfangreiches Register von Aberwitz bis Zypernfieber.

Man merkt dem Autor an, wie er von diesem Thema fasziniert war und ist, und dies als Dozent für Anglistik und Geographie an einer Höheren Handels- und Fachoberschule (ein Nicht-Mediziner also, was jedoch dem Werk nachweislich gut bekommen ist, vor allem was seine allgemeinverständliche Lesbarkeit anbelangt). Kurz: anregend, unterhaltsam, bildend (VF).

Bei allen Ausführungen handelt es sich um allgemeine Hinweise.
Bei persönlichen Anliegen fragen Sie bitte Ihren Arzt.
Beachten Sie deshalb bitte auch unseren Haftungsausschluss (s. Impressum).